Der Käfig

Deine Augen sagen mir, dass Du nie die sein wirst, die ich an mich fesseln kann. Dein Blick sagt mir, dass Du irgendwann irgendwo stehen, allein oder in den Armen eines anderen Menschen, und an mich denken wirst.

Dann senkst Du Deinen Blick, schliesst für eine nicht wahrnehmbar kurze Zeit die Augen - und ich weiss, wie gerne Du Dich fesseln liessest, wie gerne Du bleiben würdest...

Doch dann bist Du wieder weg. Tagelang. Die Welt ist dann so leer - ohne Dich. Ohne Deine lebendigen Augen, ohne Deine erotischen Bewegungen, ohne Deine scharfkantigen Bemerkungen, ohne all die Nächte, welche wir in hitzigen Diskussionen verbringen, ohne Deinen sinnlichen Körper, Deine zärtliche Stimme, Dein lachendes Flüstern, Deine wissenden Hände...

Dann stelle ich mir vor, wie Du irgendwo da draussen jemand anderen küsst, sie streichelst, Dich streicheln lässt, schnurrst, ein bisschen Wärme inmitten einer dunklen Nacht geniesst..., Du hast Dich nie dazu geäussert, aber Du schläfst nicht in einem fremden Bett, das Dir zum Käfig werden könnte, Du stehst dann plötzlich wieder auf, verabschiedest Dich mit einem verklärten Blick voller Zuversicht und weißt, dass Du jetzt alleine wieder in die Nacht hinausgehen wirst, Dir irgendwo einen Unterschlupf suchend, den Du beim ersten Morgengrauen wieder verlassen wirst. Es gibt so viele Orte, wo Du bleiben könntest, aber für Dich gibt es immer nur einen, und nicht mal dort fühlst Du Dich sicher genug, um nicht immer wieder Deinem Drang zu erliegen, Dir selbst bestätigen zu müssen, dass Du da draussen auch alleine übeleben kannst. Du kannst es! Warum glaubst Du es nicht endlich! Wie oft noch gehst Du da raus, wie oft noch spielst Du mit den Flammen eines Feuers, das Du längst schon kennst?

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Drachenliebe

Ich mach' Dir keine Vorwürfe! Ich weiss, dass Du es nicht kannst... und nie können wirst. Anfangs habe ich gedacht, dass Du bei mir bleiben wirst, dass ich die sei, nach der Du Dich Dein ganzes Leben lang gesehnt hast. Aber jetzt habe ich Dich kennengelernt, erfahren, dass Du dorthin immer wieder zurück kommst, wo Dein Herz sich sicher fühlt. Du kannst nicht mehr geben, als Deine Liebe, ich weiss. Der Gewissheit, dass Du trotzdem frei bist, musst Du Dich immer wieder vergewissern... immer und immer wieder... irgendwo da draussen, alleine.

Ich weiss, Dein Herz hast Du mir geschenkt, Deine Freiheit wirst Du niemals opfern. Der einzige Grund, für Dich irgendwohin zurückzukehren, ist, weil Du Dich nach einer Heimat, Geborgenheit und etwas Sicherheit sehnst. Es ist nicht Liebe für Dich, wie für so viele andere - denn Du könntest so viele lieben, für Dich haben so viele Menschen genügend Liebenswertes, dass Du sie verehren könntest.

Plötzlich stehst Du wieder da. Mitten in der Nacht. Streichst über mein Haar. Weckst mich küssend auf, entledigst Dich Deiner von Schmutz und Schweiss behafteten Kleidung, sogar Deinem Schlagband am linken Handgelenk und schmiegst Dich an mich..., zärtlicher als jemals zuvor, wilder als jemals zuvor, Dich hingebender und stolzer als jemals zuvor... so empfinde ich es jedesmal...!

Deine Augen sagen mir, dass Du Dich fesseln lässt, Dein Blick schwört mir, dass Du nie wieder irgendwohin in eine andere dunkle, kalte Nacht laufen wirst - doch wir wissen beide, dass dies nur Dein Wunsch, mein Wunsch ist und niemals erfüllt werden wird!

 

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